Frühlings- und Sommerfeiertage

 

Die Frühjahrsbräuche werden in der Zeit zwischen Ostern und dem St. Ivánstag durchgeführt. Höhenfeuer und Lärm am Karsamstag sind Frühjahrsbräuche, welche noch heute bestehen. Die Burschen sitzen am Karsamstag um die brennenden Scheiterhaufen herum, verursachen tosenden Lärm, spielen auf ihren Harmonikas oder Gitarren, singen und machen Scherze mit den Leuten.

 

Vor dem Zweiten Weltkrieg gaben die erwachsenen Bewohner des Raabgebiets mit echten Mörserkanonen Schüsse ab. Auch die älteren Dorfbewohner versammelten sich um die brennenden Scheiterhaufen. Heute hingegen verursachen hauptsächlich nur noch Burschen und Jugendliche mit Gas produzierenden Blechbüchsen Knalllärm. Das Erzeugen des Lärms und des Knallens soll der Vertreibung des Winters und der bösen Geister dienen.

 

Am Morgen des Ostersonntags bringen die Slowenen des Raabgebiets Speisen wie Schinken, Eier, Meerrettich, Brezel etc. zum Segnen in die Kirche. Früher fand noch eine magische Prozedur nach dem Mittagessen des Ostersonntags statt. Sie steckten in jede Ecke des Getreidefeldes ein am Palmsonntag gesegnetes „Kätzchen“. Während dieser Prozedur beteten sie für eine reiche Getreideernte und für Schutz vor Hagelgewittern. 

 

In früheren Zeiten wurden zusammen mit den übrigen Speisen (Fleisch, Meerrettich, Brot etc.) auch verzierte Eier in die Kirche zum Segnen gebracht. Bei den Slowenen im Raabgebiet verzierten und färbten hauptsächlich die Patentanten die Eier und schenkten sie zu Ostern ihren Patenkindern. Oft spielten die Mädchen und Burschen mit den geschenkten Ostereiern. Die kleinen Kinder rollten die Eier auf der Wiese. Sie gruben kleine Löcher in die Erde und versuchten die Eier in diese zu rollen. Die grösseren Kinder versuchten mit Geldmünzen die Eier zu treffen. Diejenigen, die die Eier zu treffen vermochten, erhielten als Gewinn das getroffene und verzierte Ei. Da bei den Slowenen im Raabgebiet das Besprengen der Mädchen mit Parfüm* zu Ostern nie ein Brauch war, schenkten somit die Mädchen den Burschen auch keine verzierte Eier.

 

Am St. Georgstag banden die Bewohner von Slovenska Ves / Rábatótfalu grünende und blühende Zweige an ihre Fester und Türen. In den Misthaufen steckten sie Birkenäste. Auf diese Weise hielten sie die Hexen fern.

 

Der Maibaum wurde schon vor der Christianisierung als Zeichen für die Wieder- bzw. Neugeburt der Bäume aufgestellt. Seit der Christianisierung symbolisiert der Maibaum (baur, boreč, plojek, májpán) Liebe, Achtung und Heiterkeit. Am Vorabend des 1. Mai oder aber in der Nacht auf den 1. Mai stellten die Burschen den Maibaum für die Mädchen vor den Kneipen in den Dorfzentren auf.  Im Wald wählten die Burschen eine 15-20 Meter hohe Fichte aus, welche sie zu Fuss, mit Pferdefuhrwagen oder mit einem Schubkarren ins Dorf transportierten. Den Stamm der Fichte befreiten sie von den Zweigen und streiften die Rinde ab. Die Spitze der Fichte schmückten die Burschen mit farbigen Schleifchen und banden eine Flasche Wein daran. Am 31. Mai oder am 1. Juni stürzten sie den Maibaum, woraus dann entweder eine Leiter oder eine Seite eines Pferdefuhrwagens hergestellt wurde.

 

Bis in die 1930er Jahre feierten die schulpflichtigen Mädchen und Burschen Pfingsten auf der Wiese. Schon am frühen Morgen des Pfingsttages trieben sie die Tiere auf die Weide und knallten mit ihren Peitschen. Derjenige, welcher zu spät aufstand wurde als „Pfingstkrug“ (risauska pütka) gehänselt. Damit die Mädchen hübsch aussahen, mussten sie sich schon vor Sonnenaufgang mit dem Tau waschen.     

 

Auch den Tag der Sonnenwende, den St. Ivánstag, feierten die Slowenen im Raabgebiet  mit Höhenfeuern (entzünden von Scheiterhaufen) und mit dem Tanzen um die Feuerstelle. Es hiess, dass falls jemand von einer Flamme kurz gestreift würde, dieser im gleichen Jahr noch heiraten werde. Der Volksglaube besagte, dass man in der Nacht des St. Ivánstages die Unterhaltung der Tiere verstehen könne. Obwohl sie sich bewusst waren, dass sie die Gespräche der Tiere in dieser Nacht hören konnten, mussten die Menschen noch zusätzlich Wunder bringende Farnkerne bei sich tragen.

 

In der Sommerzeit vom St. Ivánstag bis zum St. Lõrinctag ist der Brauch des Sammelns von Waldblumen für den Tag der Mariä Himmelfahrt bei den älteren Bewohnern des slowenischen Raabgebietes erhalten geblieben. Nach dem Segnen der Waldblumen in der Kirche werden diese getrocknet. Mit dem Rauch dieser getrockneten Waldblumen werden die Toten geehrt.

 

Zwischen dem St. Lõrinctag und dem Andreastag liegen Allerheiligen und der Tag der Toten (Allerseelen). Für die in der Nacht auf Allerheiligen nach Hause zurückkehrenden Seelen der Ahnen stellten die Bewohner des slowenischen Raabgebietes mit Rüben und Kürbiskernen gefüllte Maultaschen und Wasser auf die Tische. Zu diesem Zweck kauften sie auch beim Bäcker die einen Finger breiten Kuchen, die sog. Hájligeštricli.    

 

* Bei den Ungarn ist es Brauch, dass die Burschen am Ostermontag die Mädchen mit Parfüm besprengen.

 

 

Übersetzung aus dem Ungarischen und Zusammenfassung: Tibor Horvat

 

Quelle: Mukics Mária, „A Magyarországi Szlovének“; Press Publica, (2003)